Haus Albiert Flurin

Haus Albiert Flurin

Wohnhaus
Mathon GR

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Das Haus Albiert Flurin zeichnet sich durch seine markante, 1989 durch den Künstler Steivan Liun Könz in Sgraffitotechnik ausgeführte Fassade aus. Von besonderer kunsthistorischen und denkmalpflegerischen Bedeutung sind die drei Kassettendecken, die aus dem Haus St. Margarethen in Chur stammen, das zu den bedeutendsten Bürgerhäusern im Churer Rheintal gehörte.

Das Wohnhaus GVG-Nr. 108 steht im nördlichen Bereich des historischen Siedlungsgebiets von Mathon. Die kompakte Mittelkorridoranlage besitzt gemäss Datierung einen Kern aus dem beginnenden 17. Jahrhundert. Zudem zeichnet sich das Gebäude durch seine markante, 1989 durch den Künstler Steivan Liun Könz in Sgraffitotechnik ausgeführte Fassade aus. Von besonderer kunsthistorischer und denkmalpflegerischer Bedeutung sind die drei Kassettendecken, die aus dem Haus St. Margarethen in Chur stammen, das zu den bedeutendsten Bürgerhäusern im Churer Rheintal gehörte. 1617 wurde es durch Ritter Johannes Guler von Wyneck umgebaut und erweitert. Um 1950 folgte der Teilabriss. Dass die wertvollen, aus Gulers Zeit stammenden und nach dem gedankenlosen Abriss sorglos auf einer Abfalldeponie entsorgten Täfer hier in Mathon wieder eingebaut werden konnten, darf als eine glückliche Fügung betrachtet werden.

Einseitig im Südwesten an die kleine Stallscheune GVG-Nr. 107 angrenzender Bau in verputztem und mit Sgraffito verzierten Bruchsteinmauerwerk über rechteckigem Grundriss mit drei Geschossen unter einem mit Blech eingedeckten Satteldach. Ausgebautes Dachgeschoss, keine Unterkellerung.

Die Erschliessung erfolgt frontseitig vom Brunnenplatz her (Südosten) und führt in den parallel zum First angeordneten Korridor, zu dessen Seiten die Stube und die Schlafzimmer angeordnet sind. Untergeordnete Räume und die sanitären Einrichtungen befinden sich bergseitig. Das Dachgeschoss ist ausgebaut und bildet mit den Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss eine grosse Wohnküche mit Zugang zur bergseitig angelegten Terrasse. In den drei Zimmern (EG Ost; OG Süd und Ost) sind die drei aus dem Churer Bürgerhaus St. Margarethen stammenden Täferdecken aus dem beginnenden 17. Jahrhundert passgenau eingebaut, d.h. dass die Ausmasse der Zimmer der Grösse der wertvollen Decken angepasst wurden, so dass die Täfer nicht beschnitten werden mussten.

Die Fassade des Gebäudes "Albiert Flurin" in Mathon ist ein wichtiges und für Steivan Liun Könz (1940-1998) typisches Werk aus der späteren Schaffensphase. Könz arbeitete zu Beginn seiner Karriere entsprechend den Prinzipien seines Vater Iachen Ulrich Könz, und er strukturierte Häuserfassaden, in Fortführung der Engadiner Tradition, mit sgraffierten architektonischen Formen. In den frei variierten Schmuckmotiven der frühen Arbeiten deutet sich aber bereits Könz' erzählerische Fantasie an, die ab den späten 1970er Jahren seine Sgraffitoschöpfungen vollständig bestimmen und Häuserfassaden wie Leinwände behandeln wird. Mit ca. 150 realisierten Arbeiten, hauptsächlich in Sgraffitotechnik, ist Könz einer der bedeutendsten Schweizer Fassadengestalter der 1970er bis 1990er Jahre. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag im Engadin, doch sind seine Arbeiten über Graubünden verteilt, in Luzern, Zürich und in Engelberg zu finden. Am Albiert Flurin sind Sockel, Gebäudeecken, Türen und Fenster durch Aussparung und geschwungene Begleitlinien zwar noch bezeichnet. Hauptmotiv sind aber die Lebensbäume, die die Fassadenflächen emporwachsen; ihr Ranken- und Blattwerk birgt mit symbolischen Elementen und Tierfiguren einen wimmelnden paradiesischen Kosmos. Hasen, Vögel, Pentagramme, Mandalas, Rosetten und Gesichter zeigen sich nach und nach dem geduldigen Betrachter, der seinen Blick auf den Fassaden verweilen lässt. Dem für Könz typischen anekdotischen Witz entstammen eine weisse Ratte unter den Sparren der Seitenfassade, ein keck aus dem Bild herausblickendes Häschen auf der Rückseite des Hauses oder der Trompete blasende Mond über dem Hintereingang. Auch die Beschriftung «Service» an der Klingel neben diesem Eingang integriert sich in das Sgraffito. Die Beschriftung des Hotels ist Teil der Fassadengestaltung. An der Frontseite ist sie in den weiss gehaltenen Sockelbereich gesetzt, entfaltet dadurch eine gewisse Monumentalität und zentriert die Fassade auf den Eingang des Hauses. An der Rückseite wirkt der Schriftzug - von den Ranken umwachsen - als Teil des Bildgewimmels der Dekoration. 

Die florale Motivik des Albiert Flurin kehrt in Könz' späteren Arbeiten für Gasthäuser wieder. Ein Lebensbaum wächst über die Fassade der Chasa Sofia in Scuol (1993); und eine Rebe bedeckt die Seiten des Hotels Traube/Üja, ebenfalls in Scuol (1994). Die Dichte der Ranken am Albiert Flurin hat die nächste Parallele allerdings in Könz' Hauptwerk, der Siedlung am Dürrbach in Engelberg (1978-86).

Wichtigste Daten zur Baugeschichte in Zusammenfassung:
Gemäss Datierung Erstellung Anfang 17. Jahrhundert.
1954 Einbau der vom Haus St. Margarethen in Chur stammenden Kassettendecken.
1989 Fassadengestaltung durch S. L. Könz. Einbau einfacher Gästezimmer und Nutzung als Pension, Restaurant, Laden.

(Grundlage dieses Textes: Gebäudeinventar der Kantonalen Denkmalpflege Graubünden)