Haus Mont Jop

Haus Mont Jop

Altstadtwohnhaus
Basel BS

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Das Haus am oberen Ende des Leonhardsbergs diente einst als Schule, Pfarrhaus und Diakonatshaus der Leonhardskirche. Seit den 1940er Jahren wird es als Wohnhaus genutzt. Aufgrund der unterschiedlichen Dachpartien, Fenster, deren Höhen und Achsen sowie der verschieden weit vorstehenden Fassadenabschnitte lässt sich nachvollziehen, dass der Mont Jop nicht in einem Guss entstanden ist. Den Aufrissen und unterschiedlichen Mauerstärken zufolge, ist die Liegenschaft in fünf Segmente zu gliedern.

Erste Erwähnung findet das Haus im Jahr 1277 in einer Urkunde, in der die Zinspflicht des Heinrich Küchlin, eines Domkanonikers in Konstanz und Sohn eines Basler Kantors, gegenüber dem Leonhardskloster beschrieben wird. In seinem Vermächtnis erwähnt Küchlin im Jahr 1288, dass er den Besitz von einem Albert vom Mons Jovis sowie den Mönchen vom Mons Jovis geerbt habe. Damit ist das Augustinerkloster auf dem Grossen St. Bernhard gemeint, das demnach vor 1277 in Basel Besitztümer hatte. Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammt auch der älteste erhaltene Teil der seit jener Zeit Mons Jovis oder Mont Jop (Jupiters Berg) genannten Liegenschaft. Als Ursprung der Anlage ist das auf unregelmässig rechteckigem Grundriss erbaute Eckhaus A (vgl. Grundriss) zu vermuten, das noch Ende des 13. Jahrhunderts durch ein grösseres Gebäude (B) ergänzt wurde. Unter Propst Heinrich von Weissenburg (1279–1294) soll nämlich die Stützmauer als Befestigung des Kirchhofes (C) errichtet worden sein, die von Osten an die beiden erwähnten Gebäude A/B anstösst. Der nicht unterkellerte Anbau D auf der Innenseite der Kirchhofsmauer sowie das teilweise in Fachwerk konstruierte Gebäude E (Leonhardsberg 15) stellen spätere Anbauten dar. Spätestens seit dem frühen 15. Jahrhundert dienten die Gebäude als Stiftsschule, die jedoch um 1500 schon als alte Schule bezeichnet und danach als Helferwohnung (Diakonatshaus) der Leon¬hards¬kirche genutzt wurde.

Zur Zeit des bekannten Conrad Lycosthenes (1518–1561, Diakon seit 1545) wurde das Haus in grösserem Umfang renoviert. Bei Erdarbeiten soll dabei ein Relief mit dem Symbol der Pythagoreer – einem menschlichen Gesicht mit grossen Ohren und einem durch einen Ring verschlossenen Mund – gefunden worden und von Lycosthenes in der Hausmauer verankert worden sein. Diese von mehreren Quellen beschriebene bildliche Mahnung zum Zuhören und Schweigsamsein wurde im Jahr 1691 bei Ausbesserungsarbeiten am Dach versehentlich zerschmettert und durch eine Inschrift an der Hausmauer ersetzt. Auch von dieser existiert keine Spur mehr. 1928 wurde das Haus für die Evangelisch-reformierte Kirche umgebaut, dabei wurden die Gebäude Leonhard¬kirchplatz 2 und Leonhardsberg 15 miteinander verbunden. Nach dem Verkauf in Privatbesitz 1946 erfolgten weitere Veränderungen, insbesondere der Einbau einer Garage in einem südlich an Gebäude D stossenden Bauteil sowie Veränderungen am Hauseingang. 1975 und 1999 fanden Renovierungen der Fassade und des Inneren statt.

Beschreibung: Die verschiedenen Baukörper der Liegenschaft sind im Grundriss gut voneinander zu unterscheiden. Die Gebäude A und B werden von einem gemeinsamen Satteldach bedeckt: Leicht versetzt stösst das etwas niedrigere Gebäude D mit einem als Garage eingerichteten Anbau unter abgeschlepptem Dach daran. An der Seite zum Leonhardsberg ist ein massiver, einachsiger Teil im Winkel der Häuser A und B von einem verwinkelten Anbau zu unterscheiden, dessen in Fachwerk konstruiertes, aber verputztes Obergeschoss auskragt (zusammen bilden sie Gebäude E).

Die Fassaden sind einheitlich mit einem hellen Verputz versehen, in den die in Caput mortuum gefassten Fensterrahmungen eingebettet sind. Die ältesten Sandsteingewände haben sich im Obergeschoss erhalten: An der zum Kirchplatz gewandten Seite von Gebäude B ist ein dreiteiliges Staffelfenster zu sehen und in der seitlichen Giebelwand mehrere gekehlte Gewände mit steinernem Mittelpfosten. Sie stammen vermutlich von dem Umbau Mitte des 16. Jahrhunderts. An der Leonhardsberg-Seite des Hauses A weisen die Rahmungen und Mittelpfosten abgesetzte Schilde auf, die typisch für das 14./15. Jahrhundert sind.

Das Innere der Häuser ist wiederholt verändert worden, was teilweise auf die Zusammenlegung der einzelnen Gebäude zurückzuführen ist. So dient als gemeinsame Erschliessung der am Kirchplatz stehenden Gebäude A, B und D eine hölzerne Wendeltreppe mit profilierter Spindel, die in der Ecke am Zusammenstoss von Gebäude B und D angeordnet ist. Gebäude B wird im Erdgeschoss durch eine Wand auf der Längsachse in zwei schmale Räume unterteilt. In beiden Räumen wurden bemalte Balkendecken des 17. Jahrhundert aufgefunden. Im nördlichen Raum, zu dem einst ein Eingang von der Strasse existierte (bildlich überliefert durch eine Vedute Johann Jakob Scheiders) sind Balken und Dielenunterseiten mit Grisailleranken bemalt und mit Grauband eingefasst. Ein Wechsel lässt die Position einer ehemaligen Treppe erkennen, die allerdings schon vor der Bemalung aufgegeben wurde und deren Funktion durch die genannte Wendeltreppe übernommen wurde. Der zweite schmale Raum, im Südteil des Gebäudes B, weist eine Decke mit grauer Spritzmarmorierung auf.

Mehrere weitere Räume im Erdgeschoss und im Obergeschoss sind mit gestrichener Täferung an Wänden und Decken versehen. In der Stube des Gebäudes A befindet sich ein Kachelofen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Wiederverwendung; er war um 1900 im Haus zum Ulrichsgärtlein (Rittergasse 11) aufgestellt. Die Hausteile A/B und D sind jeweils mit liegenden Dachstühlen versehen.