Casa Maus

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Bauernhaus
Lumbrein GR

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Am südlichen Dorfrand von Lumbrein im Val Lumnezia ist das 1916/17 errichtete Bauernhaus Teil eines Ensembles aus Wohnbauten und Ställen, wie man es in solchen Dörfern kennt. Das Doppelhaus mit seiner steinernen und hölzernen Seite stand seit 1985 leer, bevor es neue Eigentümer erworben und wachgeküsst haben.

Casa Maus früher:

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Leben im Bauernhaus. Einfach besonders.

Aus "Umbauen und Renovieren", März/April 2013. 
Text: Katharina Köppen, Fotos: Ralph Feiner

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Renovationen lassen oft alte Strukturen und Materialien sichtbar werden. Die gestrickten Wände der Casa Maus in Lumbrein, Val Lumnezia, waren nie hinter Täfer verborgen. Auch nach der Restaurierung prägt die Holzkonstruktion den Charakter des ehemaligen Bauernhauses. 

Nach einer anstrengenden Woche zum Erholen in die Berge, so gewinnen viele Städter Abstand vom Alltag und schöpfen neue Kraft. Ursula Capaul und Thomas Weber, die mit ihrem Unternehmen die hochwertigen Alpa-Kameras herstellen, bilden da keine Ausnahme. Als Alternative zu ihrem Wohn- und Arbeitsort Zürich suchten sie ein Refugium in den Bergen. Nicht zufällig fiel die Wahl auf das Dorf Lumbrein im Val Lumnezia: Seit Jahrhunderten sind die Capauls in Lumbrein ansässig. Ursula Capaul hat noch Familie dort, kennt das Dorf jedoch vornehmlich aus den Ferien. Ihr heutiges Refugium am südlichen Rand des Dorfes hatten Ursula Capaul und Thomas Weber bereits 1996 ins Auge gefasst. Doch erst zwölf Jahre später konnte der Kauf der Casa Maus besiegelt werden. Noch einmal zwei Jahre auf den Architekten warten kam nicht infrage – daher auch nicht Gion Caminada, der viel beschäftigte Architekt aus Lumbreins Nachbarort Vrin. Graubündens wohl bekanntester Architekt, Peter Zumthor, mit dem Thomas Weber einst den Vorkurs der Kunstgewerbeschule in Basel besucht hatte, empfahl seine ehemaligen Mitarbeiter Michael Hemmi und Michele Vassella, die 2006 ihr eigenes Architekturbüro gegründet hatten. Der junge Peter Zumthor selbst hatte im Jahr 1970 den Wohnturm Chisti Capaul in unmittelbarer Nachbarschaft der Casa Maus restauriert. 
Federführend bei Renovation und Umbau der Casa Maus war Michael Hemmi, der das Büro inzwischen alleine führt. Das 1917 errichtete Doppelhaus hatte seit 1985 leer gestanden. Bis auf eine der beiden Küchen und das Dach befand sich das ehemalige Bauernhaus im Originalzustand. Jedoch war vor allem im Keller sowie bei einem Kamin Feuchtigkeit eingedrungen, die der Substanz stark zugesetzt hatte. Neben der Renovation war es die Aufgabe des Architekten, das Doppelhaus in eine ganzjährig bewohnbare Einheit zu transformieren. Diese wollte die Bauherrschaft nicht ausschliesslich alleine nutzen, sondern auch mit Freunden herkommen oder das Haus ihrem Bekanntenkreis für Workshops und Seminare zur Verfügung stellen. So gibt es in der Casa Maus nun zehn Betten, auf sechs Zimmer verteilt, sowie auf jedem Geschoss mindestens ein Bad. 
Erschlossen wird die Casa Maus heute nur noch über einen Eingangsbereich, der zweite wurde der jetzt einzigen Küche zugeschlagen. Einige weitere, ehemals sehr kleine Zimmer legten die Architekten zu grösseren zusammen. Mittels Türdurchbrüchen und dem Entfernen von Trennwänden schufen sie auf jedem Geschoss Verbindungen zwischen den Haushälften. Die Treppen sind weiterhin in doppelter Ausführung pro Etage vorhanden, auch ins Dachgeschoss führen zwei neue Sambatreppen. So verfügt die Casa Maus noch immer über den Charakter eines Doppelhauses und bietet zudem vielfältige Möglichkeiten, sich durch das Haus zu bewegen. Prägend für den Charakter des teils in Strickbauweise und teils in Bruchsteinmauerwerk erstellten Hauses ist auch seine einfache Bauweise. Die gestrickten Wände waren allesamt unvertäfelt, und dieses «Rohbauflair» sollte beibehalten werden. Daher entschied man sich, die Strickwände, soweit möglich, nicht zu dämmen, sondern lediglich zwischen den Balken abzudichten. Wärmedämmungen sah Michael Hemmi nur dort vor, wo sie nicht zu einem Verlust an Substanz und Atmosphäre führten. 
Eine weitere «Dämmmassnahme» schafft Atmosphäre: Bodenlange Lodenvorhänge helfen, die Wärme in den Räumen zu halten. Stube und Esszimmer werden von für die Region typischen alten Specksteinöfen erwärmt. Zusätzlich wurden eine Pelletzentralheizung und Radiatoren eingebaut. Einfach, und damit wieder besonders, ist auch die Bauweise der alten Fenster, die fast ohne Rahmen in die Aussenwände eingefügt sind. Um die Holzfenster im Originalzustand bewahren zu können, die Fensteröffnungen aber trotzdem besser abzudichten, setzten die Architekten neue Sprossenfenster aus Lärchenholz aussen vor die alten Fenster. 
Eine grosse Qualität – und eines der ausschlaggebenden Argumente für den Kauf der Casa Maus – ist ihre Lage am unverbaubaren Dorfrand mit Blick durch das Val Lumnezia Richtung Piz Terri. Einige Kilometer südwestlich im Tal liegt mit Crestaulta eine der ältesten bronzezeitlichen Siedlungsstätten des inneren Alpenraums. Damit Ursula Capaul, Thomas Weber und ihre Gäste den grandiosen Ausblick noch besser geniessen können, lagerte Michael Hemmi dem Erdgeschoss südlich eine neue grosse Terrasse vor. Die Konstruktion aus fast neun Meter langen Bohlen aus eigens für den Bau gefällten Lärchen aus der Region erinnert an eine umgeklappte Strickwand. Betreten wird die Terrasse von der schmalen Bibliothek, die dank eines Türdurchbruchs zum heutigen Esszimmer zum Verbindungsraum zwischen den Haushälften geworden ist. Michael Hemmi wählte den Terrassenzugang über die Bibliothek, um die Fenster, und damit den Charakter, der beiden Stuben zu bewahren; eine der Stuben ist heute das Esszimmer. 
Möglichst viel der Originalsubstanz sowie den Charakter des Hauses zu bewahren, war Architekten wie Bauherrschaft ein Anliegen. Neue Einbauten fügen sich harmonisch in den Bestand ein, sind bei genauem Hinschauen jedoch als neu zu identifizieren. Alle neuen Holzelemente etwa sind aus Lärche, was gut zum gealterten Fichtenholz passt. Michael Hemmi strebte von sich aus eine Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege an; heute steht die Casa Maus unter Schutz. Für Ursula Capaul und Thomas Weber haben sich die Geduld beim Kauf und die Investition in den Umbau gelohnt. Sie könnten sich ihr Refugium kaum besser vorstellen und geniessen es in vollen Zügen.